Coca-Cola und das Plastikproblem
Die Getränkeindustrie stellt jedes Jahr 470 Milliarden Plastikflaschen her, von denen die meisten nur einmal verwendet und dann weggeworfen werden.
Coca-Cola, der weltweit größte Hersteller von Erfrischungsgetränken, hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt, um zu verhindern, dass seine Plastikflaschen die Umwelt verschmutzen. Doch das Unternehmen hat seine Ziele zur Verringerung des Plastikmülls schon oft verfehlt.
Eine Welt ohne Müll - reine Utopie?
Wird es also dieses Mal anders sein? In diesem Film wird Coca-Colas "Eine Welt ohne Müll"-Strategie unter die Lupe genommen. In den 1950er-Jahren wurde Coca-Cola ausschließlich in Glasflaschen verkauft, die das Unternehmen sammelte, wusch und wieder befüllte. Doch dann begann das Unternehmen, Mehrwegflaschen durch Einmal-Plastikflaschen zu ersetzen - ein Trend, der bis heute anhält.
Nun verspricht Coca-Cola, Plastikmüll zu verringern, indem es seine Verpackungen zu 100 Prozent recycelbar macht, bis 2030 für jede Flasche oder Dose, die es verkauft, eine zu sammeln und zu recyceln – und zwar unabhängig davon, wo sie herkommt – und seine Flaschen zu 50 Prozent aus recyceltem Plastik herzustellen. Kritiker argumentieren jedoch, dass dieser Plan, der ausschließlich auf Recycling basiert, das Problem nicht lösen wird und dass wiederbefüllbare Flaschen die beste Lösung sind, da sie die Menge des anfallenden Plastiks reduzieren und so die Abfallsysteme entlasten.
Kann der weltgrößte Hersteller von Erfrischungsgetränken angesichts des dringenden Handlungsbedarfs bei der Bewältigung des Problems wirklich eine Trendwende beim Plastikmüll herbeiführen?
Plastik ohne Ende Wie Flüsse die Meere verschmutzen
Jahr für Jahr gelangen laut Studien 19 bis 23 Millionen Tonnen Plastik in die Seen, Bäche, Flüsse und Meere unserer Erde. Sie zerfallen zu Mikroplastik und belasten die marinen Ökosysteme.
Und Plastik boomt weiterhin: Mehr als 400 Millionen Tonnen werden weltweit pro Jahr produziert. Und immer mehr Plastikmüll treibt in Flüssen Richtung Ozeane.
Über Flüsse gelangt das Plastik in die Ozeane. Auch in deutschen Flüssen findet sich jede Menge Plastikmüll. Weltweit versuchen Start-ups und freiwillige Helfer, die Müllzufuhr ins Meer zu stoppen.
Kampf gegen den Plastikmüll
Wie zum Beispiel im albanischen Kukës. Die Stadt liegt am Zusammenfluss des Schwarzen und des Weißen Drin. Tonnenweise treibt Plastikmüll im Wasser oder verschmutzt das Ufer. Ein deutsches Start-up versucht sich im Kampf gegen den Abfall aus Kunststoff. Mit einem Boot wollen die Helfer den Müll aufsammeln und daran hindern, in Richtung Meer abzudriften. Eine Sisyphusarbeit.
Ein System wie den Gelben Sack gibt es in Albanien nicht. Trotzdem haben die Plastiksammler einen Weg gefunden, mit dem Aufräumen Geld zu verdienen: Sie vergeben gegen Bezahlung "Plastic Credits" an Unternehmen, die im Gegenzug von sich behaupten dürfen, nachhaltig zu handeln. Greenwashing oder eine Win-win-Situation für alle Beteiligten?
Mikroplastik im Wasser
Experten wie die Meeresbiologin Dr. Melanie Bergmann sehen diese Entwicklung kritisch: "Die Gefahr besteht auf jeden Fall, dass man sich sozusagen freikaufen kann. Wenn man sich an der Beseitigung von Plastik aus der Umwelt beteiligt, dass man dann weiter Plastik produzieren darf. Aber das funktioniert ja nicht. Denn je mehr Plastik produziert wird, desto mehr landet auch in der Umwelt."
Nur über die Flüsse gelangen jährlich bis zu 2,7 Millionen Tonnen Plastik in die Weltmeere. Sie zerfallen zu Mikroplastik und belasten die marinen Ökosysteme.
Mülltaucher an der Adria
In Südkroatien an der Adria haben sich Dutzende Taucher verabredet. Ihr Ziel: möglichst viel Plastikmüll vom Meeresgrund zu bergen. Bei jedem Tauchgang werden sie fündig.
In Indien fließen einige der dreckigsten Ströme der Welt. Kanpur liegt am Ganges. Für die Bewohner der Millionenstadt ein Leben an einer schwimmenden Kloake. Ein Netz von vielen verdreckten Kanälen prägt das Stadtbild. Auch dort versucht ein Start-up, die Müllmassen in den Griff zu bekommen.
Doch was bringen die Müllsammelaktionen wirklich? Und was passiert mit dem Müll, der aus den Flüssen gefischt wurde? Für "planet e." begibt sich Reporterin Frauke Ludwig auf Spurensuche.
Plastikmüll - die globale Umweltkatastrophe
Das Wundermaterial Kunststoff sollte ursprünglich die Abholzung von Wäldern aufhalten und der Umwelt helfen. Stattdessen führte es zu einer Umweltkatastrophe, die außer Kontrolle geriet.
Ein Drittel des weltweiten Plastikmülls gelangt in die Umwelt. Mehr Plastikverbrauch, schlechtes Abfallmanagement und der Export von Plastikmüll aus Industrie- in Schwellenländer sind dafür verantwortlich, dass unsere Plastikabfälle in den Ozeanen landen.
Vom Traum zum Albtraum
Wissenschaftler aus aller Welt warnen vor den gesundheitsschädlichen Folgen von Kunststoffen. Chemische Stoffe aus Kunststoffverpackungen landen täglich in unseren Lebensmitteln. Viele dieser Stoffe führen zum Beispiel zu Wachstums- und Hormonstörungen und können Krebs verursachen.
Trotzdem ist Plastik ein erfolgreiches Produkt der Petrochemie. Seit den frühen 1950er-Jahren steigt die Herstellung von Kunststoffen exponentiell. Was als Traum von einem Wundermaterial begann, entpuppt sich als Albtraum: ein Umweltproblem, das außer Kontrolle geraten ist. Von der drohenden Umweltkatastrophe bis hin zur Recycling-Frage – Plastik ist eine der größten Herausforderungen unserer modernen Gesellschaft.
Eine bessere Zukunft?
Der Film zeigt erschreckende Bilder aus Asien, unter anderem aus dem "Plastik-Dorf" Bangun in Indonesien. Hier landet viel Plastikmüll aus westlichen Industrieländern. Außerdem kommen Umweltexperten, Politiker und Wissenschaftler zu Wort: Bewegt sich die Menschheit auf einen Abgrund, einen kollektiven Selbstmord, zu? Oder gibt es Hoffnung auf eine bessere Zukunft – mit Plastik.
Biokunststoffe sind nicht die Lösung. Um das Recycling-Problem zu lösen und von der Wegwerf- zur Kreislaufwirtschaft zu kommen, müssen Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Verbraucher an einem Strang ziehen.
Amerikas Plastik-Lüge - Profit statt Recycling
Dazu gibt es branchenintern Zweifel, ob Kunststoff-Recycling jemals wirtschaftlich möglich ist. Zwar werden viele Kunststoffe als recycelbar deklariert, doch häufig entpuppt sich dies als zu aufwendig. Die Produktion von neuem Plastik ist unschlagbar billig.
Nur theoretisch recyclebar?
In Interviews mit Führungskräften der Branche in den USA wird deutlich, mit welcher Strategie die Kunststoffindustrie das Recycling in den 1980er- und 1990er-Jahren beworben hat. Wie sich herausstellt, hat das Konzept dazu beigetragen, dass die Produktion von Plastik sogar noch gesteigert wurde. Das "Recycling-Logo" auf der Verpackung soll Verbraucher im Glauben lassen, das Material würde wiederaufbereitet. Tatsächlich sagt es jedoch nur aus, dass der Kunststoff theoretisch recycelt werden könnte.
Wohin also mit all dem Plastikmüll, den niemand haben will? In den 1990er- und 2000er-Jahren wird ein Großteil aus den USA nach Übersee verschifft, um in China recycelt zu werden. Doch China leidet zunehmend unter eigener Umweltverschmutzung und verbietet 2018 die Einfuhr von Plastikmüll.
Indonesien unter Müllbergen
Seitdem landet er zu wesentlichen Teilen in Indonesien. Manche Kunststoffe, die eigentlich recycelt werden sollen, werden stattdessen in indonesischen Dörfern abgeladen. Die haben schon genug Probleme mit den eigenen Abfällen und sind jetzt mit zusätzlichen illegalen Müllhalden konfrontiert. Um des Problems Herr zu werden, wird der Müll im Freien verbrannt. Die dabei entstehenden Gase führen zu großen gesundheitlichen Problemen der Anwohner.
Team
Ein Film von: Frauke Ludwig
Kamera: Florian Nickel-von Zitzewitz/Ralf Heinze/Jürgen Heck
Schnitt: Klaus Flemming
Redaktion: Martin Ordolff
Leitung der Sendung: Cathérine Kipp
Text: ZDF