Chinas Straflager (1/2) Die chinesischen Gulags
Die Ende der 40-er Jahre von Mao Zedong errichteten Laogai-Lager in China haben viele Ähnlichkeiten mit dem sowjetischen Gulag. Mittels Zwangsarbeit sowie physischer und psychischer Folter sollte dieses grausame System der Unterdrückung eine sogenannte "Gedankenreform" bei den Häftlingen bewirken. Im Dokumentarfilm kommen heute im Exil lebende Opfer des Laogai-Systems zu Wort.
Zu China gehört auch staatlicher Terror und das System der Laogai-Lager. In diesen über das gesamte Land verteilten Einrichtungen wurden seit ihrer Gründung Ende der 1940er Jahre mehr als 50 Millionen Menschen gefangen gehalten und 20 Millionen Männer, Frauen und Kinder getötet. Die zweiteilige Dokumentation kombiniert Aussagen ehemaliger, heute im Exil lebender Lagerinsassen mit Archivmaterial und Zeichnungen. Die ehemaligen Gefangenen berichten von der Hölle, die sie durchlebt haben – von Zwangsarbeit, Hunger und Kälte.
Der Zweiteiler offenbart die Ursprünge des Laogai und zeigt, wie sich das Unterdrückungssystem im Zuge verschiedener politischer Kampagnen in der Volksrepublik China entwickelte. Die von Mao Zedong errichteten Lager weisen zahlreiche Parallelen zum sowjetischen Gulag auf. Durch Zwangsarbeit und Folter sollte eine sogenannte Gedankenreform erreicht werden; zugleich unterlagen die Gegner des Regimes auch im Alltag ständiger Kontrolle. Über 25 Jahre lang führte Mao Zedongs Herrschaft Terror- und Unterdrückungskampagnen durch, die in der Kulturrevolution gipfelten. In der Dokumentation berichten Überlebende des Laogai-Systems aus dem Exil.
Chinas Straflager (2/2) Totale Überwachung
Nach Maos Tod begann eine unruhige Zeit. Das Laogai, Chinas System der Zwangsarbeits- und Umerziehungslager, hat seinen Namen verändert, doch die Internierungs- und Foltermethoden bestehen weiter. Die neuen Herrscher hatten zuvor allesamt Verfolgungen erlitten. Was sollten sie mit den Laogais machen, die Mao hinterlassen hat?
Unter der Herrschaft Deng Xiaopings verwandelten sich die Lager in Unternehmen: Die Lagerleiter fungierten als Arbeitgeber, die das System profitabel gestalten mussten. Das Laogai wurde zu einem zentralen Instrument der chinesischen Wirtschaft. Die Erlöse aus den Lagern trugen zur Aufrechterhaltung des brutalen Unterdrückungssystems bei. Gleichzeitig warb die Regierung um Investitionen internationaler Konzerne. Das Ergebnis: Die Lager erwirtschafteten Gewinne und konnten ihre Produkte auf dem Weltmarkt anbieten.
Deng Xiaoping führte Reformen durch, mit denen die Kontrolle der Partei über die Gesellschaft gelockert wurde. In den späten 1970er Jahren wagten es die Chinesinnen und Chinesen schließlich, mehr Demokratie zu verlangen. Sie plakatierten ihre Forderungen an die „Mauer der Demokratie“ im Zentrum Pekings. In den 1980er Jahren ließ die Regierung pragmatisch bestimmte Reformen zu, griff aber immer dann ein, wenn sie den Machtanspruch der Kommunistischen Partei bedroht sah. Die Unterdrückung gipfelte in der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung auf dem Tiananmen-Platz am 4. Juni 1989.
Xi Jinpings Machtübernahme im Jahr 2012 war mit neuen Hoffnungen verbunden, denn als ehemaliges Opfer der Kulturrevolution erwartete das Volk von ihm Reformen. Doch der neue Anführer duldete keinerlei Kritik, auch nicht im Internet. Er schickte andere Gruppen ins Laogai: ethnische oder religiöse Minderheiten, Vertreter der Zivilgesellschaft. Das System wurde um Gefängnisse für illegal beschäftige Arbeiternehmer und politische Dissidenten erweitert.
Für die Überwachung der 1,4 Milliarden Chinesen kommen jetzt modernste Technologien zum Einsatz. Die Deportation droht nun jedem, zu jeder Zeit und an jedem Ort. Das Laogai bildet den Kern von Xi Jinpings Macht und erklärt den beherrschenden Einfluss, den Xi und die Kommunistische Partei über das Land ausüben.
Regie: Tania Rakhmanova
Land: Frankreich
Jahr: 2021
Herkunft: ARTE F
Text: arte.tv
Laufzeit pro Folge: ca. 90 Min.