Auf geheimer Mission in den Tropen (1/4)
Teil 1 der Reihe "Undercover unter Tieren" führt in die Tropen: Die ferngesteuerten Attrappen bespitzeln unter anderem einen Gorilla-Clan in Uganda.
Tiere in freier Natur zu filmen erfordert enorme Geduld, großen Arbeitseinsatz und eine ordentliche Portion Glück. Dennoch gelingt es nur selten, wirklich intime Momente aus dem tierischen Leben in freier Wildbahn bildlich festzuhalten. Der britische Naturfilmer John Downer bedient sich deshalb eines Tricks: Er verwendet sogenannte Animatronics - ferngesteuerte Attrappen mit eingebauten Kameras, die verblüffend echt aussehen und sogar Mimik und Gehabe der Tiere imitieren. Die hochkomplexen Spione aus Metall, Fell und Kabeln kommen in dem neuen "Universum"-Vierteiler "Undercover unter Tieren" rund um den Erdball zum Einsatz.
Teil 1 führt in die Tropen: Die ferngesteuerten Attrappen bespitzeln einen Gorilla-Clan in Uganda, sie landen als Flughund mit Hunderttausenden Artgenossen auf australischen Eukalyptusbäumen und sie stehlen als Rabengeier frisch gelegte Schildkröteneier in Costa Rica. Die Undercover-Stories eröffnen nicht nur bildlich, sondern auch in Bezug auf das tierische Verhalten neue Perspektiven.
Man nehme Elektromechanik, Fell- und Hautimitat, Glasaugen, Fernsteuerung - fertig ist der perfekte "Spion der Wildnis". Wichtigste Zutat ist darüber hinaus ein ausgeklügeltes feinmechanisches "Muskelkorsett", das mit Hilfe eines Joysticks besonders naturnahe Bewegungen in Körper und Gesicht zaubern kann. Dass selbst gewiefte Vertreter des Tierreichs von den vermeintlichen Artgenossen erfolgreich hinters Licht geführt werden, zeigt sich etwa im Regenwald von Uganda.
Hier beeindruckt ein "Spion" in Gestalt eines jungen Berggorillas durch perfekte Manieren sogar den erfahrenen Silberrücken eines Familienclans. Das vermeintliche Affenkind wendet seinen Blick zu Boden, als der Clanchef ihm gegenübertritt, und streckt die Hand entgegen - bei Gorillas gilt dies als Freundschaftsangebot. Der kleine Fremde darf bleiben. Was sein Kameraauge festhält, ist neben der überaus friedlichen Gestaltung des Zusammenlebens in der Sippe eine spezielle Rarität: Gorillas singen beim Fressen. Forscher/innen deuten die gesummten Melodieabfolgen als Ausdruck des Wohlbefindens.
Zur Trockenzeit tummeln sich im brasilianischen Pantanal, einem der größten Binnenland-Feuchtgebiete der Erde, Tausende Tiere auf engstem Raum rund um die verbliebenen Seen und Tümpel. Unter Wasser treffen zusammengepferchte Fischschwärme auf Hunderte hungrige Kaimane, an Land sind durstige Säugetiere ständig auf der Hut vor den Jaguaren.
Dem Undercover-Agenten im Jaguar-Look gelingt im Buschwerk eine seltene Aufnahme: ein Jaguar-Pärchen beim ungestörten Tête-à-Tête. Und wie es scheint, sind es die Weibchen, die im Dickicht das Kommando übernehmen.
An den Küsten Costa Ricas landen Oliv-Bastardschildkröten zur jährlichen Eiablage. Mit ihnen steigt eine täuschend echte Schildkröten-Nachbildung aus dem Wasser, über ihnen gleitet ein mechanischer Rabengeier mit Kameraaugen entlang des belebten Sandstrandes.
Das Naturschauspiel zeigt sich Dank der "Spione" in noch nie gesehenen Perspektiven: Ei-Attrappen mit integrierter Kamera filmen Rabengeier hautnah beim Kampf um die besten Gelege, wobei das Gelage der Eierdiebe gleich direkt auf dem Rücken der arbeitsamen Schildkröten stattfindet. Satt wird, wer schnell ist. Denn in wenigen Tagen sind alle Eier unerreichbar tief im Sand vergraben.
Das Flusssystem des Amazonas ist Lebensader für eine der artenreichsten Landschaften Südamerikas. Hier knüpft ein Spion in Gestalt eines Amazonas-Flussdelfins neue Bekanntschaften mit seinen realen Artgenossen. Die zwei bis drei Meter langen Zahnwale sind überaus gesellig und verspielt.
Der neue Unbekannte wird sogleich in die Gruppe aufgenommen und hat sich bei der Jagd nach Fischen im trüben Gewässer zu bewähren. Denn gejagt wird häufig im Duett, indem abwechselnd einer die Fische aufstöbert und dem Teampartner ins Maul treibt.
In Australien schleust sich ein "Fake"-Flughund in das Herz einer Großkolonie ein: Er landet auf dem sogenannten "Baum der Mütter" - einem Baum, auf dem sich Flughund-Muttertiere und ihre Jungen tummeln. Hier werden die kleinen Flughunde mit großer Hingabe gesäubert und mit unermüdlichen Fächerbewegungen gekühlt. Die ersten Lebenswochen verbringen sie ausschließlich hier. Dass der Spion nicht enttarnt wird, ist seinem Geruch geschuldet. Die Oberfläche ist mit Duftstoffen aus der Kolonie präpariert.
Auf Borneo badet der Nachbau eines jungen Zwergelefanten ausgelassen mit einer ganzen Gruppe dieser seltenen Spezies. Der Spion scheitert jedoch schließlich am bornesischen "Dialekt" der geselligen Dickhäuter. Das richtige "Vokabular" mit dem Rüssel ist in seinem kleinen Bordcomputer nicht programmiert. Ein ähnliches Schicksal trifft auch den Faultier-Agenten in Brasilien. Sein ansprechendes Äußeres erregt Aufsehen in der Damenwelt. Doch leider kann er die überbordenden Avancen nicht erwidern. Ihm fehlt die Stimme.
Auf geheimer Mission zwischen Arktis und Äquator (2/4)
Teil 2 führt die mechanischen Undercover-Agenten in die Tierwelt des Nordens. Hier bringen die Jahreszeiten ständige Veränderungen der Lebensbedingungen mit sich.
Auch die ferngesteuerten Agenten im tierischen Outfit müssen in diesen Breitengraden flexibel und wetterfest sein.
Eine große Schange nähert sich vielen kleineren Schlangen
Strumpfbandnatter untersucht die "Spionage Schlange", Manitoba - Kanada.
Quelle: ORF/BBC/John Downer Productions.
Sie gehen mit Grizzly-Bären in Alaska auf Lachsfang, begleiten Seeotter-Muttertiere und ihre Jungen, tauchen mit Teufelsrochen vor der Küste Mexikos und erleben den harten Arbeitstrott in einem deutschen Biberbau.
Es sind unterschiedliche Lebensräume, in die die "Undercover-Spione" diesmal Einblick gewähren: Wiesen, Gewässer und Wälder der nördlichen Hemisphäre. Der britische Naturfilmer John Downer dokumentiert in seinem Film aufregende Geschichten aus der Tierwelt von Alaska bis Deutschland, von der mexikanischen Sierra Nevada bis zu den Laubwäldern Englands.
Ein besonderer Agent, mit dichtem Fell und scharfem Blick, ist an der Küste Alaskas im Einsatz. Er hat sich einer Gruppe von Seeottern angeschlossen. Die Muttertiere treiben rücklings wie keine Boote auf der Wasseroberfläche. Auf ihren Bäuchen thronen die Jungen. Sie können noch nicht tauchen und sind ganz auf ihre Mütter angewiesen. Wenn die Frühlingssonne die Gletscherzungen an der Küste in Bewegung bringt, herrscht Alarmstimmung. Die ins Wasser stürzenden Eisbrocken erzeugen Flutwellen. Um nicht mitgerissen zu werden, wickeln sich die Seeotter samt Jungen in Tangblätter, die fest im Meeresboden verankert sind. Auch der ferngesteuerte Spion entkommt hohen Wogen nur um Haaresbreite.
An einem Fluss im hochsommerlichen Alaska arbeiten die Undercover-Agenten im Team: Ein ferngesteuerter Rotlachs und ein mechanischer Jungbär sind zur Zeit der großen Lachswanderung an den kleinen Wasserfällen, an denen die Grizzlys die schmackhaften Fische schon sehnsüchtig erwarten. Eine spektakuläre Jagd auf Leben und Tod aus zwei Perspektiven: des Jägers und der Beute.
Im mexikanischen Golf von Kalifornien werden zwei Spione Zeugen eines einzigartigen "Wasserballetts": Ein motorisierter Pelikan und sein Kompagnon in Gestalt eines Teufelsrochens erleben die gemeinsame Jagd Tausender Rochen hautnah.
Die Fische schwimmen synchron in engem Kreis und erzeugen so einen Sog, der das Zooplankton in ihrer Mitte hält. Ein Festmahl, das den sonst einzelgängerisch lebenden Tieren nur im Verbund gelingen kann.
Der Herbst zwingt viele Tierarten in den kühleren Breitengraden zu umfassenden "Wintervorkehrungen".
Besonders arbeitsreich verbringen Biber die letzten Wochen vor dem ersten Schnee. Die ganze Familie stopft Löcher im Unterwasserbereich des Biberbaus, repariert das Dach mit Erde und Steinen und befüllt die Vorratskammer mit meterlangem Weidengeäst.
Der "fremde" Biber im Teich, ein tauchfähiger Spion in täuschend echtem Biberfell, ist bei den gastfreundlichen Bibern willkommen. Sie sind gewohnt zu teilen, denn häufig stellen sie Bereiche ihres großzügigen Bauwerks Untermietern zur Verfügung - in diesem Fall bastelt eine Bisamratte in friedlicher Eintracht mit dem Hausherrn am gemeinsamen Winterquartier.
In den Wäldern der mexikanischen Sierra Nevada überwintern Millionen Monarchfalter auf bestimmten Baumgruppen, die von jeder neu ankommenden Generation Jahr für Jahr wieder aufgesucht werden. Als Spion vor Ort umschwirrt ein kleines Wunderwerk der Kameratechnik die schlafenden Schönheiten: ein Blaukehlkolibri. Seine Propeller sind mit feinmaschigen Gittern geschützt, damit im Gewirr der bunten Flügel kein Schmetterling zu Schaden kommt.
Wenn die Lufttemperatur 13 Grad erreicht, startet die Millionenschar ihre lange Reise nach Nordamerika. So mancher Monarchfalter landet unerwartet auf den Gitterabdeckungen des vermeintlichen Kolibris, um kurz zu rasten: Es ist eine seltene Gelegenheit, die farbenprächtigen Falter aus nächster Nähe zu bestaunen.
Weniger gesittet gehen Wintervorkehrungen in den Laubwäldern Englands vonstatten. Hier gerät ein Agent in Gestalt eines Grauhörnchens in die Schlacht um die besten Nüsse. Die flinken Nager stehlen sie einander sogar aus dem Maul. Jedes Tier vergräbt Hunderte Nüsse im Boden. Höchstens ein Drittel der Verstecke bleibt in Erinnerung. Nur der Spion könnte die meisten spielend wiederfinden - die Nüsse, die ihm die anderen Grauhörnchen fortwährend entwenden, sind mit versteckten Kameras ausgestattet.
Auf geheimer Mission in der Südsee (3/4)
Im dritten Teil der Undercover-Reihe landen die Spione der Wildnis auf den Inselparadiesen der südlichen Hemisphäre.
In der Abgeschiedenheit der kleinen Landmassen mitten im Ozean hat sich über die Jahrtausende eine zum Teil einzigartige Tierwelt entwickeln können.
Ausgestattet mit versteckten Kameras gelingen den Agenten im täuschend echten Tier-Look selten gefilmte Einblicke in weitgehend unberührte Welten: Sie begleiten Meerechsen bei ihren Tauchgängen an den Küsten des Galapagos-Archipels, laufen mit einer Horde Roter Landkrabben auf den dicht befahrenen Straßen der WeihnachtsInsel um ihr Leben, geraten als südafrikanische Robbe in die Fänge eines Weißen Hais oder tollen mit den possierlichen Quokkas im australischen Unterholz. Begegnungen der seltenen Art in der Südseewildnis.
Auf geheimer Mission an den Polen dieser Welt (4/4)
Isoliert durch gefrorene Meere und extreme Wetterbedingungen sind die Pole ein einzigartiger Lebensraum für so manche Tierart.
An den eisigen Enden der Erde vermischen sich ein letztes Mal die Roboter-Tierpuppen mit ihren lebendigen Vorbildern. Ob am Land, in der Luft oder zu Wasser, ihre Kamera Augen halten fest, mit welchen Überlebenstricks und Verhaltensweisen die Bewohner dieser scheinbar lebensfeindlichen Gegend bestehen können.
So entstanden faszinierende Bilder von den ersten Jagdversuchen junger Polarfüchse bis hin zu Revierkämpfen gigantischer Südlicher See-Elefanten.
Filme von John Downer.
Text: 3sat
Lauflänge pro Folge: ca. 43 Min.