Der zweiteilige Fernsehfilm erzählt vom Überlebenskampf einer regimekritischen und teils jüdischen Hoteliersfamilie in Bonn über drei Generationen nach der Katastrophe des Ersten Weltkriegs. Das historische TV-Epos wirft einen ungewöhnlichen Blick auf die "Wilden Neunzehnzwanziger" jenseits von Berlin und thematisiert die damaligen Konflikte um Demokratie, Freiheit und Frauenbilder.
Das weiße Haus am Rhein (1/2)
"Wir Jungen müssen uns die Welt zurückholen" - daran glaubt Emil Dreesen nach seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg. Traumata aus den Schützengräben und eine schwere Schuld möchte er hinter sich lassen. Anders als sein nationalistischer Vater Fritz, der sich gegen die französischen Besatzer in seinem Rheinhotel Dreesen auflehnt, will sich der Hotelierssohn Emil mit den Franzosen arrangieren und aussöhnen. Für den Juniorchef geht der Blick nach vorn.
Um neue Gäste zu gewinnen, setzt der 21-Jährige mit Unterstützung seiner jüngeren Schwester Ulla auf Kultur und Unterhaltung. Rückendeckung bekommt er von seiner lebensfreudigen Großmutter Adelheid als Hotelbesitzerin. Verlassen kann sich Emil auch auf seinen Freund Robert aus Kriegstagen. Die beiden verbindet ein Geheimnis, das ihnen jederzeit zum Verhängnis werden kann.
Als ein ehemaliger Frontkamerad auftaucht, um Emil zu erpressen, bekommt dieser unerwartete Unterstützung von dem Zimmermädchen Elsa. Die überzeugte Kommunistin, die für die Rechte der weiblichen Bediensteten streitet, ist jedoch seinen Eltern ein Dorn im Auge.
Das weiße Haus am Rhein (2/2)
Hinter der weißen Jugendstilfassade des Hotels Dreesen tobt ein Machtkampf um die Zukunft des florierenden Rheinhotels. Juniorchef Emil Dreesen setzt auf Amüsement, Glamour und Weltoffenheit. Ganz anders sind die Vorstellungen seines nationalkonservativen Vaters Fritz.
Emils Idee, den Filmstar Charlie Chaplin als Gast einzuladen, erweist sich als geniale PR-Maßnahme. Auch in Familienangelegenheiten setzt sich Emil gegen seine Eltern Fritz und Maria durch.
Als seine jüngere Schwester Ulla das uneheliche Kind des senegalesisch-französischen Soldaten Bakary Diarra zur Welt bringt, sorgt Emil entschlossen dafür, dass der Junge in der Familie aufwachsen kann und dem Rassismus nicht tatenlos begegnet wird.
Auf den "guten Ruf" im erzkatholischen Bad Godesberg nimmt Emil ohnehin keine Rücksicht. Er engagiert die Sängerin Claire Deltour aus Paris, deren freizügiges Varietéprogramm für Aufsehen sorgt und gefährliche Stammgäste brüskiert: Adolf Hitler und seine Entourage, die das Hotel als Hauptquartier am Rhein nutzen. Während Emils Eltern die Wertschätzung des aufstrebenden Machtpolitikers suchen, verweigert der Juniorchef ihm beharrlich den "Führergruß". Als ihm jedoch eine Verhaftung durch einen örtlichen SA-Mann droht, muss Emil seine eigenen Grundsätze verraten - nicht ohne Folgen.
Besetzung:
Emil Dreesen - Jonathan Berlin, Fritz Dreesen - Benjamin Sadler, Maria Dreesen - Katharina Schüttler, Ulla Dreesen - Pauline Rénevie, Adelheid Dreesen - Nicole Heesters, Pauline Dassler - Johanna Gastdorf, Armin Dassler - Rafael Gareisen
Stab:
Regie: Thorsten M. Schmidt
Drehbuch: Dirk Kämper
Text: 3sat